Achim deutete es bereits an. Während sich adewanis Texter aufopfernd auf der Frankfurter Buchmesse mit den Segnungen der virtualisierten Bücherwelt auseinandersetzen musste, hat adewanis pr- und marketingscheuer Zeichner zwei Wochen lang in den menschenleeren Weiten Finnlands seine Akkus wieder aufgeladen. Wie kann der Zeichner das jemals wieder gutmachen, Achim? Eine neue 5 kg-Packung feinsten italienischen Kaffees würde vielleicht helfen? Wir reden darüber…
Auch wenn das hier kein Reiseblog ist, kann ich jedem, der sich mal eine Zeit lang ausklinken will, Finnland und seine äußerst freundlichen, relaxten Leute empfehlen. Angelngehen (war am besten, wenn man gar keinen Fisch fangen wollte), durch karge Landschaften fahren, wandern und gucken, saunieren und danach in kalte Seen hüpfen, für Rentiere bremsen und sich über hyperventilierende Lemminge weglachen. Danach könnt ihr auch über e-booking, ipadding und amazoning etc. nur noch müde lächeln. „Sich erden“ ist das Stichwort.
Ganz unspektakulär – wenngleich nicht gänzlich unaufwendig – war dann auch das making-of unseres gar nicht virtuellen Buchcovers.
Wir hatten uns lange Gedanken darüber gemacht, welches Motiv wir wählen sollten und kamen zu dem Schluss, die Kinder lieber mit einem etwas hintergründigen Bild fordern zu wollen als sie mit platter „eyecatcher“-Masche zu betäuben. Also kamen wir (ich glaube, es war wieder einmal Achim) auf die Idee, eine zentrale Handlung im Buch so zu illustrieren, wie sie eigentlich gar nicht vorkommt, sondern wie sie vorkäme, wenn die Folgen der Geschichte zu Ende gedacht werden würden. In anderen Worten: Die Protagonisten unseres Buches machen im Verlaufe der Geschichte einen fatalen Fehltritt, den sie auf dem Cover wieder gutmachen, aber eben nicht in der Geschichte selbst. Übrigens würde ich sowas „virtuell“ nennen und sollte es uns gelingen solche kreativen Imaginationsräume in den Kindern zu öffnen, so wäre mir das tausendmal mehr wert als jedes neue „e-book-gaming-what-not-Konzept“.
Zurück zum Cover. In unserer Geschichte geht es an einer bestimmten Stelle um eine Art Persiflage auf das berühmteste Gemälde von Rene Magritte und dessen Titel „Dies ist keine Pfeife“ (im Original: „Ceci n’est pas une pipe.“). Da es in Dschibonka um Schwarzwälderkirsch Torte geht, haben wir daraus natürlich „Dies ist keine Torte“ gemacht. Ist doch klar. Kurz: Das Bild wird von unseren Protagonisten, sagen wir mal, beschädigt. Also musste es auf dem Cover wieder repariert werden – was, naja, nur notdürftig geschieht und jeden Museumskurator, der dafür verantwortlich zeichnete, mit seiner fristlosen Kündigung konfrontieren würde. Ich werde deutlicher: Das Hauptmotiv des Gemäldes wird wieder eingenäht.
Genau das sollte das Cover zeigen. Also setzte sich der Zeichner hin und tat das, was er von gefühlten 50 Jahren mal an der Kunstakademie gelernt hat. Er spannte eine Leinwand auf Keilrahmen, grundierte sie ordentlich und versah sie mit einem monochromen, spurensauber gestrichenen ockerfarbenen Hintergrund, nach adewani-gusto. Dann malte er in einigermaßen naturalistischer Manier und in Öl (dabei entdecke er in sich ein nie vermutetes Magritte-Gen) eine satte Schwarzwälderkirsch Torte auf einen zweiten Bildträger. Er schnitt nun, indem er in die Rolle einer der Figuren des Buches schlüpfte, ein großes ovales Loch in die monochrome Leinwand und nähte dieses anschließend akribisch mit grober Kordel an der alten Stelle wieder ein. Jetzt folgten mehrere Foto- und Scansessions, die die Torte dem Anschein nach auf das ausgeschnittene Stück Leinwand applizierten. Allein diese Arbeitsgänge dauerten mehrere Tage, da das Tortengemälde in mehreren Schritten gemalt werden musste, trocknen musste etc. Die eigentliche Arbeit aber war dann das Zusammensetzen aller Teile zu einem gesamten funktionierenden Cover. Denn es sollten Monsterhände das ausgeschnittene Stück Leinwand so halten, dass es den Anschein machte, jemand wäre gerade im Begriff es wieder einzunähen.
Natürlich durfte da die Hand, die die Nadel mit dem Faden zieht, nicht fehlen. Also musste auf dem Foto von dem wieder eingenähten Stück Leinwand ein Teil der Kordel in der Weise vom letzten Stichloch in den Raum gehen, dass es später in auf dem Cover im genau dafür vorgesehenen Winkel zu der Monsterhand passt, die die Nadel nach oben zieht. Was voraussetzt, dass der Zeichner das Endformat des Covers, das zudem auch noch auf der Rückseite des Buches fortlaufen sollte bzw. in dieser Form auch bildnerisch Sinn machen musste, bei jedem Arbeitsschritt genau im Blick behält.
Die zahllosen Stunden, die wir allein für die Findung und Umsetzung der Coveridee investiert haben, lassen sich nicht beziffern, und schon gar nicht in Arbeitslohn oder ähnliches umrechnen. Aber das muss so sein bei Dingen, auf die man nachher deshalb stolz ist, weil man alles, bis ins kleinste Detail sozusagen „Strich für Wort“ selber gemacht hat. Und ich bilde mir ein, dass man es auch im Ergebnis sieht.
Hier sind ein paar Impressionen vom making-of des Covers. Viel Spaß
Ach, noch etwas. Da sich unser blog um die kleine adewani-Welt dreht, bleibt es nicht aus, dass auch private Dinge durchscheinen.
Muss es denn ein Geheimnis bleiben, dass Achims Frau Cordelia zu den Preisträgern des Internationalen Deutschen PR-Preises 2011 gehört? Nö.
Herzlichen Glückwunsch Cordelia!
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